Der Schlachtruf
In den fünfziger Jahren feierten die Waldbröler Ihren Karneval im „Althoffs Saal“, dem heutigen Gasthof „Zum Römer“.
Die Sitzungen vor aus verkauftem Haus, mit jeweils 450 Personen, wurden fast ausschließlich durch eigene Kräfte gestaltet. Einer dieser Akteure war der spätere Bürgermeister und damalige Büttenredner Hubert Wehling. Jahrelang nahm er mit spitzer Zunge lokale Begenheiten aufs Korn. Dafür erntete er den verdienten applaus und donnerndes „Waldbröl Alaaf“. Zu dieser Zeit rief man in Waldbröl in Anlehnung an die rheinische Karnevalshochburg Köln „Dreimol Waldbröl Alaaf“.
Im Jahr 1955 sorgte sich Hubert Wehling in seiner Büttenrede um die schwindende Bedeutung der Stadt Waldböl. Die Verlegung des Finanzamtes nach Gummersabach und Siegburg war beschlossene Sache, mochte aber noch Erheiterung hervorrufen, getreu dem Motto: „Wo kein Finanzamt ist, da werden auch keine Steuern gezahlt“. Auch anderen Behörden und Ämtern, wie dem Amtsgericht, dem Kulturamt und dem Katasteramt, drohte das Aus im Rahmen immer stärker um sich greifender Konzentration auf übergeordneter Ebene. Vor diesem Hintergrund mahnte Hubert Wehling zur Wachsamkeit, dass nicht noch mehr öffentliche Einrichtungen aus Waldbröl abgezogen werden und rief: „Waldbröler, passt auf!“. Tosender Applaus bezeugte, dass er mit seiner Rede den Nerv der Volksseele und damit voll ins Schwarze getroffen hatte.
Der damalige Sitzungs- und heutige Ehrenpräsident Herbert Salz erkannte sofort die Situation und stellte dem Publikum die Frage, ob dieser neue Ausruf ab sofort offizieller Schlachtruf sein solle. Das Publikum bestätigte ihm eindrucksvoll per Akklamation den neuen Wahlspruch.
So kam es, dass die Waldbröler Karnevalisten heute in der 55. Session rufen: „Dreimol Waldbröl pass op!“